HÖRBIKO Neubrandenburg

Cochlea Implantat, eine Hoffnung für Ertaubte und hochgradig Schwerhörige!

Viele Menschen leiden unter einer fortschreitenden Schwerhörigkeit. Ihr Gehör wird immer schlechter, und sie müssen sich damit abfinden, dass sie einmal gar nichts mehr hören werden. Andere Menschen ertauben ganz plötzlich durch Hörsturz, Krankheit oder, was selten vorkommt, durch Nebenwirkungen von bestimmten Medikamenten.

Die Furcht vor der völligen Taubheit beeinträchtigt die Lebensqualität der Betroffenen oft ganz erheblich. Seit 1984 gibt es für viele Betroffene die Möglichkeit, wieder hören zu können, nämlich mit dem Cochlea-Implantat. Auch gehörlos geborene Kinder kann man mit dem Cochlea-Implantat versorgen, sie lernen in der Regel eine normale, auch dialektgefärbte (!) Sprache.

Was ist ein Cochlea-Implantat?

Unter Cochlea-Implantat versteht man eine elektronische Hörprothese, die die Funktion des ausgefallenen Innenohres übernimmt und die intakt gebliebenen Hörnervenfasern direkt elektronisch reizt.

Bei den meisten Hörgeschädigten mit einer Taubheit liegt eine Zerstörung der Hörsinneszellen vor.

Der Hörnerv ist dagegen in den allermeisten Fällen intakt. Lediglich bei Hörgeschädigten mit Tumor im Bereich des Hörnerven auf beiden Seiten oder mit einem Felsenbeinbruch im Bereich des Hörnerven ist der Hörnerv zerstört und damit Ursache der Taubheit. Ganz selten handelt es sich um Taubheit im Bereich des zentralen Hörsystems, also im Gehirn selbst.

Das Cochlea-lmplantat ist ein System und besteht aus:

(1) einem inneren Teil (das implantierte Teil)

(2) einem äußeren Teil (dem sichtbaren Teil)

Das implantierbare Teil (1) ist das eigentliche Implantat. Am Implantat befinden sich Elektroden. Diese Elektroden werden operativ in die Hörschnecke (Innenohr) eingeführt.

Die äußeren Teile (2) sind ein Sprachprozessor, ein Kabel und ein Kopfstück. Das Kopfstück wiederum besteht aus einer Sendespule und einem Mikrofon. Verbunden werden das Implantat (1) und der Sprachprozessor durch 2 Magnete, die jeweils im Implantat und in der Sendespule eingebaut sind.

Das Mikrofon nimmt die Höreindrücke auf und leitet sie über das Kabel weiter zum Sprachprozessor. Der Sprachprozessor ist ein kleiner Computer. Er wandelt die Wörter in eine Art "Geheimsprache" um. Er wähltdie für Sprache wichtigen Frequenzen aus und sendet sie zur Sendespule. Die Sprachsignale werden nun durch die Haut hindurch zum Implantat übertragen und dort in elektrische Signale umgewandelt. Diese elektrischen Signale wiederum werden zu den Elektroden gesandt, die nun den Hörnerv entsprechend reizen. Der Hörnerv leitet die Signale zum Gehirn, wo sie entschlüsselt und somit als Geräusch oder Sprache erkannt werden können.

Der digitale Sprachprozessor, der als Taschen- oder Hinter-dem-Ohr-Gerät außerhalb des Körpers getragen wird, wird durch Batterien angetrieben. Mittlerweile gibt es den Sprachprozessor überwiegend als Hinter-dem-Ohr-Prozessor,das Taschengerät mit Kabel wird kaum noch verwendet. Die Sendespule wird auf der Kopfhaut über dem Implantat getragen.

Mit einem solchen Cl ist der Ertaubte in der Lage, wieder zu hören. Die Hörerfolge unterscheiden sich. Je nach Situation, z.B. wie viel Zeit zwischen Ertaubung und Implantatversorgung vergangen ist, kann der CI-Träger lernen, Sprache wieder zu verstehen. Einige CI-Träger können sogar wieder telefonieren. CI-Kinder werden damit groß, für sie ist das Hören mit einem Cl völlig "normal".

Wie funktioniert ein Cl?

Beim natürlichen Hören wird der Schall durch das Außen- und Mittelohr in das Innenohr geleitet, in dem die Hörzellen (innere und äußere Haarzellen) den Schall in Energie umwandeln und an den Hörnerven weitergeben. In der Hörbahn bis zum Großhirn wird die Nervenerregung in vielfacher Form weiterverarbeitet. Bei Personen, bei denen die Hörzellen im Innenohr ausgefallen sind, übernimmt das Cochlea-Implantat mit Hilfe winziger Elektroden die Funktion der verloren gegangenen Haarzellen. Sie stimulieren den Hörnerv.

Die Schallwellen werden vom Mikrofon aufgenommen und zum Sprachprozessor geleitet, der sie in elektrische Signale umwandelt. Diese werden zur Sendespule hinter dem Ohr zurück geleitet und durch die Haut zum Empfänger gesendet. Das Elektrodenbündel, das mit dem Empfänger fest verbunden ist, stimuliert die Fasern der Hörnerven, der diese Informationen an das Gehirn weiterleitet. Der gesamte Vorgang erzeugt beim CI-Träger Hörempfindungen unterschiedlicher Art.

Wie wird das Cl eingesetzt?

Eine klinische Voruntersuchung klärt, ob der Betroffene für ein Cl in Frage kommt. Diese Voruntersuchung findet stationär statt und dauert ca. 2-3 Tage.

Die Operation selbst dauert ungefähr 2 Stunden und wird unter Vollnarkose vorgenommen. Bei der Operation handelt es sich um eine standardisierte Mittelohroperation mit schonender Öffnung des Innenohrs. Noch während der Operation wird das Funktionieren des Cochlea-Implantats geprüft.

Über die Risiken informieren die behandelnden Ärzte. Die Risiken werden besprochen und in der Regel auch schriftlich dargestellt. Der anschließende Klinikaufenthalt dauert ca. 6-8 Tage. Nach Abheilung der Wunde (ca. 4-6 Wochen) wird der Sprachprozessor mit einem Basisprogramm und den detaillierten Angaben des CI-Trägers programmiert.

Die Anpassung des Sprachprozessors kann stationär aber auch ambulant erfolgen. Während der anschließenden Rehabilitation lernt der CI-Träger, mit dem Cochlea-lmplantat umzugehen und zu hören, zu verstehen, je nach persönlicher Situation.

Für wen eignet sich das Cl?

Das Cl eignet sich für Ertaubte oder hochgradig Schwerhörige, die vom Hörgerät keinen Nutzen mehr haben, bzw. damit kein Sprachverständnis mehr erreichen. Ebenso eignet es sich für diejenigen, die auf einer Seite ertaubt und auf der anderen Seite an Taubheit grenzend sind; also kein nutzbares Hörvermögen haben. Für sie sind die Vor- oder evtl. Nachteile im Einzelfall abzuwägen.

Erwachsene sollten nur dann mit einem Cl versorgt werden, wenn sie als Kind sprechen gelernt haben, also über ein Sprachverständnis über das Hören verfügt haben.

Unter den Kleinkindern kommen sowohl diejenigen in Frage, die taub geboren wurden als auch die, die im Kleinstkindalter durch Erkrankung (z. B. Hirnhautentzündung) ertaubt sind.

Wo sind die Grenzen des Cl?

Anfangs glaubte man, nur gänzlich ertaubte Personen mit dem Cl versorgen zu dürfen; in der Zwischenzeit hat sich erwiesen, dass auch hochgradig Schwerhörige vom Cl profitieren, eben dann, wenn vom Hörgerät zu wenig Gewinn an Sprachverstehen zu erreichen ist. Dies gilt für Erwachsene und für Kinder.

Die besseren Erfolge lassen sich erreichen, wenn unverzüglich nach einem Hörverlust die Cl-Versorgung vorgenommen wird. Doch auch bei länger zurückliegendem Hörverlust sind Erfolge möglich.

Gehörlos geborene Kinder sollten so früh wie möglich mit einem Cl versorgt werden, weil sich in den ersten Lebensjahren das Hör-Sprach-zentrum entwickelt.

Wichtig! Eltern von CI-Kindern und erwachsene CI-Träger sollten von realistischen und nicht von unerfüllbaren Erwartungen ausgehen.

Trotz aller Perfektion in der Nachbildung des Hörorgans kann das Cl nicht allen Gehörlosen oder Ertaubten helfen. So kann es nur die Funktion des Innenohrs ersetzen und nur teilweise die des Hörnervs. Wer schon seit vielen Jahren oder Jahrzehntentaub war,wird Schwierigkeiten haben, sich an die alten Höreindrücke zu erinnern. Dies gilt in gleicher Weise für Kinder, die gehörlos geboren wurden und erst später operiert wurden.

Die Cl-Operation ist nur die ärztliche Maßnahme, sie bleibt jedoch unvollständig, wenn die nachfolgende Anpassung des Sprachprozessors und das Hörtraining fehlen oder nicht mit der nötigen Geduld und Ausdauer erfolgen.

Kosten, Kliniken

Die Kosten für eine Operation werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Es gibt verschiedene Implantat-Systeme unterschiedlicher Hersteller.

Genauere Informationen erhalten Sie in den Kliniken, die Cl-Operationen durchführen und in speziellen Selbsthilfegruppen.