Drahtlose Sprachübertragung
Bei Veranstaltungen mit größerem Personenkreis und in großen Räumen (Vorträge, Seminare, Kongresse, Theater, Kirche, Aus-, Fortbildung) reichen die Hörgeräte alleine nicht aus. Lautsprecher sind für Hörgeräteträger/innen keine Hilfe, da sie die Sprache stark verzerren und zu starkem Raumhall führen, aus dem die gesprochenen Worte kaum oder gar nicht zu erkennen sind! Eshilftnurdietechnische Ent-fernungsüberbrückung zwischen dem Mikrofon des Redners und den Hörgeräten, welche gleichzeitig auch alle Störgeräusche und den Raumhall ausschaltet.
Diese Überbrückung ist möglich mit:
induktiven Höranlagen (Ringschleifen, Ringleitungen)
Infrarotübertragungsanlagen (IR-Anlagen)
Funkübertragungsanlagen (FM-Anlagen).
Induktive Höranlagen
Lösungen
Viele öffentliche Räume sind mit Induktiven Höranlagen ausgestattet. Bei ihnen wird das zu übertragende Signal vor dem Endverstärker der Saalbeschallunganlage abgegriffen und einem Induktionsschleifenverstärker zugeführt. An diesen ist ein "Induktionsschleife, Ringschleife" oder ähnlich genanntes Kabel angeschlossen, das den zu versorgenden Zuhörerbereich umschließt.
Das zur Induktiven Höranlage gehörende Schleifenkabel kann dabei entweder im oder auf dem Fußboden, im unteren Bereich der Wand oder unterhalb der Decke verlegt werden.
Schwerhörige, deren Hörgeräte eine sogenannte "Telefonspule" enthalten, schalten das Hörgerät auf Stellung "T" und können damit ohne weiteres Zusatzgerät das abgestrahlte Signal direkt hören. Für diesen Personenkreis müssen deshalb keine speziellen Empfänger ausgegeben werden. Induktive Höranlagen eignen sich infolgedessen besonders gut für öffentliche Räume.
Bei der Nutzung der Telefonspule ist zu beachten, dass das Mikrofon ausgeschaltet wird, sobald der Schalter auf "T" gestellt wird. Bei einigen Hörsystemen hat man die Möglichkeit, verschiedene Einstellungen zu wählen:
T- nur Telefonspule
MT - Mikrofon und Telefonspule
Schwerhörige, die noch keine Hörgeräte tragen, oder deren Hörgeräte nicht mit Telefonspulen ausgestattet sind, können leihweise Induktionsempfänger erhalten, an die Kopfhörer oder Audiokabel mit Eurostecker angeschlossen werden.
Eigentümer oder Betreiber von öffentlichen Räumen, die diese mit Induktiven Höranlangen ausstatten oder erneuern möchten, sollten vor der Bestellung und Installation fachmännischen Rat einholen. Nur so können sie sicher sein, dass die Anlage auch einen Nutzen bringt.
Räume, die mit einer normgerechten Induktiven Höranlage ausgestattet sind, sollten mit einem entsprechenden Symbol am Eingang gekennzeichnet werden. Ggf. ist der optimale Empfangsbereich zu markieren.
Infrarot- und Funkübertragungsanlagen
Der Sprecher spricht in ein Mikrofon. Seine Sprache wird kabellos durch Infrarotstrahlen oder Funkwellen auf einen kleinen Empfänger übertragen, den der Zuhörer trägt (entweder mit einem Band um den Hals oder mit einem Clip an der Kleidung befestigt).
Leicht Schwerhörige ohne Hörgeräte können diesen Empfänger mit Kopfhörern nutzen, Schwerhörige mit Hörgeräten schließen ihn mit eigenem Audiokabel direkt an die Hörgeräte an, oder sie verwenden eine kleine Induktionsschlinge, die um den Hals gelegt wird. Am Empfänger wird die benötigte Lautstärke eingestellt. Auch ein leise sprechender Redner wird so noch verstanden.
Die Empfänger werden mit wieder aufladbaren Akkus (oder Batterien) betrieben. Immer mehr Theater und Opernhäuser verfügen über solche Anlagen (die vor allem von gut Hörenden genutzt werden!). Die Empfänger können ausgeliehen werden. Mit eigenem Audiokabel oder eigener Induktionsschlinge können Sie jeden Empfänger einer Dolmetscheranlage auf (Internationalen) Kongressen für Ihre Zwecke nützen! Achtung: Infrarot-Übertragung funktioniert nur, wenn keine Abschattung erfolgt.
Mobile Funkübertragungsanlagen
Diese haben den großen Vorteil, dass sie völlig kabellos, ortsungebunden, leicht zu transportieren und deshalb überall einsetzbar sind. Die akustische Übertragungsqualität ist optimal! Deshalb haben sie sich in den letzten Jahren im Bereich der Schwerhörigenarbeit rasch durchgesetzt.
Es gibt preisgünstige, handliche Koffer für den Einsatz im Hörgeschädigtenbereich, die eine komplette Funkübertragungsanlage für jeweils 5 oder 10 Zuhörer enthalten. Bei Neubeschaffungen derartiger Koffer sind moderne VHF-oder UHF-Anlagen (mehrkanalig, störungsarm) den alten Anlagen im 8-m-Band vorzuziehen.
Schwerhörige Schüler werden mit Hilfe solcher Funkübertragungsanlagen, sogenannter "FM-Anlagen" unterrichtet. Auch hörgeschädigte Schüler, die allein eine Regelschule (= für gut Hörende)besuchen, können eine solche "FM-Anlage" nutzen: Sie tragen einen Empfänger, der an das Hörgerät angeschlossen ist, der Lehrer einen Sender mit dem Mikrofon.
Für den persönlichen Gebrauch gibt es zum Zwecke von Aus- und Fortbildung, Studium und Besuch von Veranstaltungen eine Vielzahl verschiedener und preislich sehr unterschiedlicher FM-Anlagen, die jeweils aus einem Sender, einem Empfänger und einem Ladegerät bestehen. Sie sollten sie vor dem Kauf ausprobieren und vergleichen! Ein HerstellerbieteteinenFM-Emp-fänger an, der wie ein Audio-Schuh an das Hörgerät gesteckt werden kann.
Konferenzanlagen mit mehreren Mikrofonen
In bestimmten Situationen, vor allem im Arbeitsleben bei Besprechungen, sind Anlagen mit mehreren Mikrofonen notwendig, damit der Schwerhörige die Worte eines jeden Redners bzw. Sprechers hören kann, ohne dass umständlich ein Mikrofon durch den ganzen Saal o. ä. getragen werden muss. Dann sind Konferenzanlagen mit mehreren Mikrofonen eine Hilfe. Hier hört der Schwerhörige mittels Anschluss eines "Micro-Link" über Funk oder einer Infrarotanlage über Infrarotempfänger. Die Sender müssen dazu an den Mischpult-Aus-gang angeschlossen werden, nicht an den Lautsprecher-Ausgang.
Fernseh-Hilfen
Vorab ein wichtiger Hinweis: Das Lauterstellen des Fernsehtones ist oft das erste Alarmzeichen für eine beginnende Hörschädigung! Niemand sollte den Fernsehton zu laut stellen. Beim Hörgeräteakustiker erhält man Hilfsmittel, die den Fernsehton optimal übertragen, nicht laut sondern deutlich und angenehm. Andere Zuschauer/-hörer werden dabei nicht gestört. Die Art der Übertragung ist individuell. Es besteht die Möglichkeit, induk-Tiv, über Infrarot und über Funk die Übertragung zu nutzen. Um nicht über ein Kabel, welches im Raum herumliegt, zu stolpern, empfiehlt es sich, eine kabellose Anlage zu nutzen. Dazu wird ein Sender am Fernseher angeschlossen (Kopfhörerbuchse oder Scartanschluss), der das Signal zum Empfänger überträgt. Die Infrarotanlagen funktionieren nur in dem Raum, in dem der Sender aufgestellt ist.
Bei der Nutzung der Funkübertragung ist eine hohe Flexibilität vorhanden. Hier kann sogar ein über Funk übertragenes Signal über IndukTion auf das Hörsystem erfolgen. Funksender kann man zusätzlich mit dem Telefon kombinieren. Wenn beim Fernsehen das Telefon klingelt, gewährleistet eine Vorrangschaltung, dass Telefonklingeln automatisch im Hörsystem vor dem Fernsehton ankommt. Vermieden werden sollte möglichst der Gebrauch von Kopfhörern, da es durch zu große Lautstärke (z. B. Schießereien im Wildwestfilm) zu einer weiteren Schädigung des Gehörs kommen kann.